16.12.2014

Hightech am OP-Tisch

Heide - Die Bilder wirken zunächst wie die Kartierung einer unbekannten Landschaft. Doch selbst der Laie erkennt beim genauen Hinschauen verschiedene Areale des Gehirns. Und der Experte kann daraus Rückschlüsse für die Operation eines tumorbefallenen Bereichs des Gehirns ziehen. Je genauer die Darstellung, desto besser kann eine schwierige OP geplant und durchgeführt werden. Die Bilder entstehen durch ein computergesteuertes Navigationssystem, das MRT-, CT- und Röntgenbilder blitzschnell auswertet und seit kurzem in der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie am Westküstenklinikum zum Einsatz kommt. „Wir haben quasi den Mercedes unter den Systemen angeschafft, um sowohl die Sicherheit, als auch die Qualität der Eingriffe weiter verbessern zu können", berichtet Chefarzt Dr. Urs Nissen.

Bislang hatten sich die Abteilung von Dr. Nissen und die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie unter Leitung von Dr. Klaus-Dieter Luitjens ein einfacheres Navigationssystem geteilt. Jetzt verfügt jede Klinik über die entsprechende und jeweils passgenaue Technik. In der Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie des WKK Heide kommt jetzt „Curve", so der Name der neuen bildgestützten Computernavigation der Firma Brainlab, zum Einsatz. Vor allem bei Operationen am Gehirn und bei schwierigen Eingriffen an der Wirbelsäule ist die neue Technologie hilfreich. Das System wird dabei nicht nur zur Vorbereitung, sondern auch während der OP eingesetzt. Im Rahmen der Wirbelsäulenchirurgie werden Mithilfe eines Röntgengeräts, eines so genannten C-Bogens, intraoperativ neue Aufnahmen gemacht und durch eine hochspezialisierte Software ausgewertet. Das hilft dem Operateur insbesondere dabei, Implantate wie zum Beispiel Schrauben sicher und präzise in die Wirbelsäule einzubringen.

Neu sind auch die Bedienelemente des Systems. Auf großen Touchscreen-Bildschirmen mit einer komfortablen Benutzeroberfläche können die Neurochirurgen in Sekundenschnelle die passenden Bilder in 3D-Qualität zusammenstellen oder ändern. Besonders in den Darstellungen funktioneller Gehirnareale, wo es auf Millimeter ankommt, verbessert Curve die Genauigkeit und damit die Sicherheit. Darüber hinaus lassen sich jetzt auch Nervenbahnen im Gehirn grafisch darstellen. Doch bei aller Technik im so genannten High-end-Bereich bleibt weiterhin die Erfahrung der Heider Neurochirurgen und ihr Können der allerwichtigste Erfolgsfaktor. Daher setzen Chefarzt Dr. Nissen und sein Team gerade in der Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte auf äußerste Genauigkeit, präzise Vorbereitung und klinische Erfahrung.

Mithilfe von MRT-Bildern und einem speziellen Computerprogramm bereiten die Neurochirurgen des Westküstenklinikums Operationen am Gehirn vor. (Grafik: WKK)