10.12.2009

Im Notfall ins Westküstenklinikum

Anerkennung als regionales Traumazentrum für Schwerverletzte

Heide - Bei der Arbeit vom Dach gestürzt, auf der Straße verunglückt, durch einen brutalen Angriff in Lebensgefahr - wer an der schleswig-holsteinischen Westküste schwer verletzt wird, kommt in der Regel ins Westküstenklinikum Heide. Entweder wird er direkt dort mit dem Notarztwagen oder Hubschrauber eingeliefert oder aus einem benachbarten Krankenhaus verlegt. Im WKK Heide stehen die gut geschulten Teams schon bereit, wenn der Patient eingeliefert wird. Durch die schnellen Wege im Neubau und die modernen Geräte ist schnelle Hilfe gesichert.

"Wir haben vor allem durch den Neubau noch einmal die Qualität der Traumapatientenversorgung erheblich verbessern können. Die Nähe der Liegendanfahrt zum Schockraum und dessen Nähe zur Computer­tomografie und zu den Operationssälen sowie das mittlerweile gut etablierte Schockraummanagement helfen uns, wertvolle Zeit zu sparen", erläutert Dr. Klaus-Dieter Luitjens, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und Leiter des WKK-Traumazentrums. Dort arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammen: Unfallchirurgen, Neurochirurgen, Röntgenologen und Anästhesisten. Bei Bedarf kommt auch das Team aus der Kinderklinik bei schwerverletzten Kindern oder das Team aus der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie hinzu.

Das WKK ist dabei Teil des Traumanetzwerkes Schleswig-Holstein mit insgesamt 16 an-geschlossenen Krankenhäusern, die jetzt gemeinsam eine Zertifizierung anstreben. Die deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat diese Konzeption ins Leben gerufen, um flächendeckend mit Traumanetzwerken in ganz Deutschland die Behandlung der Schwerverletzten zu verbessern. In einem Traumanetzwerk verbinden sich Krankenhäuser unterschiedlicher Leistungsfähigkeit als lokale, regionale und überregionale Traumazentren untereinander. Dr. Luitjens: "Innerhalb der Netzwerke sollen unter anderem Verlegungsketten für spezielle Verletzungen verabredet werden, damit ein Patient mit einer speziellen Verletzung oder einem speziellen Verletzungsmuster frühzeitig in das geeignete Krankenhaus verlegt wird." Für die Arbeit im Netzwerk wird schrittweise ein elektronisches Netz für die Bild- und Informationsübertragungen aufgebaut. In diesem Bereich sind die 5K-Kliniken gut gerüstet, da sie die Erfahrungen aus anderen Qualitätsnetzen wie dem Mammazentrum nutzen können.

Mindestens die Hälfte der beteiligten Häuser müssen für die Zertifizierung die je nach Versorgungsstufe unterschiedlichen Voraussetzungen für die Anerkennung erfüllen - erst dann erhält das gesamte Netzwerk die Anerkennung. Zurzeit sind es in Schleswig-Holstein fünf Krankenhäuser, die alle Kriterien bereits heute erfüllt haben und überprüft wurden, darunter auch das Westküstenklinikum Heide. Das Anerkennungsschreiben der Firma DIOcert, die das WKK im Rahmen der Zertifizierung gründlich unter die Lupe genommen hatte, liegt mittlerweile vor.

Mit der Zertifizierung sind jedoch auch Verpflichtungen verbunden. "Neben der geforderten räumlichen und sächlichen Ausstattung müssen die Mitglieder eines Traumanetzwerkes ihre Behandlungsqualität durch Teilnahme am sogenannten Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie überprüfen lassen. Hier werden die Schicksale der Schwerverletzten wissenschaftlich ausgewertet", erläutert Chefarzt Dr. Luitjens.

Im Vergleich zu anderen regionalen Traumazentren hebt sich das Westküstenklinikum durch die außergewöhnliche Vielfalt an medizinischen Fachrichtungen, insbesondere in der Chirurgie, hervor. Lediglich Krankenhäuser der Maximalversorgung - in Schleswig-Holstein sind dies die Universitätskliniken Kiel und Lübeck - haben mehr Hauptabteilungen zu bieten, darunter zum Beispiel eine Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie eine Augenabteilung. Als Alleinstellungsmerkmal an der Westküste verfügt das WKK über eine rund um die Uhr besetzte Neurochirurgie, die auch schwerste Kopf- und Rückenmarksverletzungen behandeln können. So erfüllt das WKK nicht nur die Voraussetzungen für ein regionales Traumazentrum, sondern nahezu die erforderlichen Voraussetzungen, die ein überregionales Traumazentrum erfüllen soll.

Wichtig für eine optimale Behandlung des schwerverletzten Patienten ist eine ununterbrochene und professionell geleitete Prozesskette, die vom Rettungsdienst über den Schockraum, den OP, die interdisziplinäre Intensivstation und die weitere stationäre Behandlung bis zur Rehabilitation reicht.

Zurzeit werden im WKK Heide etwa 100 Patienten jährlich im Schockraum behandelt, Tendenz steigend. Dabei handelt es sich überwiegend um Verkehrsunfallopfer, von denen etwa zwei Drittel schnellstens operiert werden müssen.

 

Chefarzt Dr. Luitjens demonstriert die Untersuchung eines Patienten im Schockraum. (Foto: Thede)