06.12.2011

Ob Hightech oder feuchte Auflagen - die Wunden heilen

Brunsbüttel - Nässende Verletzungen, offene Beine, entzündete Schrammen - täglich behandelt Krankenschwester Marlis Schmidt Patienten, die an akuten oder chronischen Wunden leiden. Salbe und einfacher Verband reichen dabei oft nicht aus. In der chirurgischen Ambulanz des Westküstenklinikums Brunsbüttel werden daher individuelle Behandlungspläne insbesondere bei chronischen Wunden aufgestellt. Dabei kommen passende Behandlungsformen zum Einsatz, die von elektronischer Stimulation und feuchter Wundbehandlung bis zum stationären Einsatz von gezüchteten Maden reichen können. "Doch es reicht nicht aus, die Wunden zu behandeln. Damit kurieren wir nur die Symptome. Ebenso wichtig ist die Diagnose und Therapie der Grunderkrankung." Darin ist sie sich mit dem Chefarzt der chirurgischen Abteilung, Dr. Johannes Geisthövel, einig.

Nicht zuletzt weil die Patientenzahlen auf diesem Gebiet stark angestiegen sind, wurde im WKK Brunsbüttel ein modernes Wundmanagement eingeführt, das unter anderem folgende Maßnahmen beinhaltet: Wundsprechstunden mit Visite, Fallbesprechung im Team, Aufbau einer Wund-Arbeitsgruppe innerhalb des Krankenhauses, Fortbildungsmaßnahmen im WKK. Die Wundbehandlung selbst ist in drei Phasen eingeteilt:
1. In der Reinigungsphase werden zum Beispiel Verunreinigungen, abgestorbene Hautpartikel oder Bakterien schonend beseitigt.
2. Die Granulationsphase sorgt dafür, dass sich die Wunde wieder mit neuem Gewebe füllt.
3. Und in der Epithelisierungsphase findet der Wundschluss statt. Über dem dünnen Granulationsgewebe bildet sich neue Haut.
Zur Unterstützung der Phasen stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Dabei spielen vor allem die modernen, feuchten Wundauflagen eine Rolle. "Die Auflagen decken nicht nur die Wunde ab, sondern verhindern das Austrocknen und fördern durch die darin enthaltenen Substanzen aktiv die Heilung", berichtet Marlis Schmidt. Auch das Baden von Wunden in der Reinigungsphase gehört der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es eine Dusche mit speziellem Filtersystem.

Gute Erfahrungen haben Schwester Marlis und das Pflegeteam mit dem Einsatz einer Elektrotherapie gemacht, die erst seit Kurzem im Westküstenklinikum Brunsbüttel zum Einsatz kommt. Ein entsprechendes Hightech-Gerät gibt über eine Kontaktfläche geringe elektrische Impulse an die Wunde ab. Damit werden insbesondere chronische und alte Wunden noch einmal auf besondere Weise stimuliert und der Heilungsprozess erneut angeregt. Das Verfahren ist völlig schmerzfrei. Wie die Pflegekräfte berichten, empfinden einige Patienten den Einsatz des Geräts als schmerzlindernd.

Als eher "biologisch" ist der Einsatz von Maden zu bezeichnen, die auf natürliche Weise nekrotisches, also abgestorbenes Gewebe abtragen und so für eine schnellere Wundheilung sorgen. Die Tierchen werden für den Einsatz auf den Stationen gezüchtet und kommen seit einigen Jahren vermehrt zum Einsatz. Welche Methode am besten wirkt, hängt oft von der ursprünglichen Erkrankung des Patienten ab. Immerhin kann die Wunde durch ein Venenleiden, durch Diabetes, Bronchitis oder auch durch einen Unfall entstanden sein. Gelegentlich müssen mehrere Methoden getestet werden, bevor ein Behandlungserfolg sichtbar ist. "Wir müssen oft auch das soziale Umfeld des Patienten betrachten", berichtet Schwester Marlis. "Manche müssen aufgrund ihres Berufes Gummistiefel tragen und das ist nun einmal bei der Wundheilung eher hinderlich."

Ausgangspunkt des modernen Wundmanagements im WKK war die Weiterbildung von Marlis Schmidt zur Wundexpertin nach dem Standard der Intitiative Chronische Wunden (ICW). Die Ausbildung ist durch den TÜV Rheinland zertifiziert. Durch entsprechende Fortbildungen müssen die dort erworbenen Kenntnisse jährlich aufgefrischt werden. Innerhalb des Krankenhauses ist Schwester Marlis dann für die Fortbildung ihrer Kolleginnen und Kollegen in der Pflege zuständig. Neben der Ambulanz steht sie auch für Wundfragen der Stationen zur Verfügung und führt regelmäßig entsprechende Vortragsveranstaltungen durch.

Krankenschwester Marlis Schmidt ist in der chirurgischen Ambulanz des Westküstenklinikums Brunsbüttel für das Wundmanagement zuständig. (Foto: WKK/Kienitz)